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Zwei Ausreißer
und ein Husky

Dank der guten Wegführung des Altmühltal-Panoramaweges haben wir die Altmühl immer aus sicherer Distanz im Blick.

Um der anhaltenden Hitze ein wenig auszuweichen, sind die Rucksäcke früh gepackt und noch nicht ganz wach biegen wir gleich an der ersten Kreuzung falsch ab. Aber das frühe Aufstehen wird bald belohnt, denn nur wenige Meter von uns entfernt sucht ein Fuchs gerade noch sein Frühstück. Sein Fluchtinstinkt ist aber stärker ausgeprägt als die Nase von Aiko und so bekommt das schwarze Fell nichts vom schönen dunkelroten Fell mit.

Nach gut 20 Tagen hat man so langsam ein Gefühl dafür, ob andere Wanderer oder Passanten einen ansprechen oder einem etwas zurufen. In 99% aller Fälle geht es natürlich um Aiko und das unüberschaubare Spektrum der Fragen reicht oft nur vom vergessenen Schlitten bis zum fehlenden Schnee. Mit dem Zuruf „Seids ihr Ausreißer?“ zaubert ein kleines Mädchen mit langem blonden Zopf ein Lächeln in unser Gesicht. Diesen Augenblick werden wir sicherlich noch viele Tage im Kopf behalten.

Danach geht es wieder gemächlich bergauf und der Panoramaweg wird seinem Namen mehr als gerecht. Sanfte Pfade schlängeln sich durch die Wacholderheide und immer wieder hat man einen herrlichen Ausblick auf die Altmühl. Es ist auch genau die richtige Distanz, die man zur Altmühl haben sollte, denn für mich ist der Fluss ein Mysterium. Im Vorfeld hatte ich mir die Altmühl als klaren schmalen Fluss mit natürlichem Lauf vorgestellt. Braun, langsam und stellenweise sehr breit ist der Abschnitt, den ich bis jetzt gesehen habe. Wieso einer der langsamsten Flüsse in Deutschland so beliebt und so bevölkert von Kanuwanderern ist, dass ganze Orte davon leben können, mag sich mir nicht erschließen. Einer dieser Orte ist Dollnstein, wo Sebastian zum Mittag in einer unterdurchschnittlichen Gaststätte von einer unterdurchschnittlichen Aushilfe überdurchschnittlich teure Wiener Würstchen serviert bekommt.

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich unsere bescheidene Unterkunft bei einer rüstigen Dame, die auf der einen Seite herzlich ist, aber auf der anderen Seite auch eine harte Seite zeigt. Dem kleinen Aiko wirft sie ohne Luft zu holen vier Fragen an den Kopf und er hat nicht einmal genug Zeit für einen Seufzer. Bis zum Abend liege ich reglos auf dem Bett und habe nicht den Mut von Sebastian, um mir bei mehr als 30 Grad den Ort anzuschauen. Aber die Höhepunkte des Ortes würde man selbst mit einem Kanu und der Fließgeschwindigkeit der Altmühl in einer Minute gesehen haben und so endet sein Ausflug bei der Eistruhe im Dorfladen. Die Auswahl an Gaststuben für unser feierliches Mahl reduziert sich von zwei auf eins, nachdem ein von außen sehr ansprechendes Lokal es scheinbar nicht nötig hat, seinen Ruhetag zu kommunizieren. So sitzen wir mit allen anderen Touristen des Ortes in einem lieblosen Biergarten und das Tempo der Bedienung und der Küche verhält sich konträr zur Fließgeschwindigkeit der Altmühl. Im Eiltempo erhalten wir unser Essen. Ich bekomme eine Altfränkische Brätstrudelsuppe, die meine geringen Erwartungen aufgrund des Ambientes deutlich übertrifft. In einer klaren Brühe befinden sich mehrere Scheiben eines gerollten Pfannkuchen, der mit Brät (Mett) gefüllt ist. Auch die Qualität und das Verhältnis der Zutaten zueinander des anschließenden Schweizer Wurstsalat überzeugen und so beende ich mein erstes fulminantes 3-Gänge-Menü mit dem Eisbecher „Schokokuss“, der ganz gut zum Teint meines Begleiters passt.

  1. Immer noch großartig! Vielleicht bin ich zu faul zu gucken, aber was benutzt du für ne Kamera? Eine frühere Seite hatte auch ein paar Infos zum Equipment.

  2. Über die Werkzeuge (Kamera, Software etc.) werde ich in zirka zwei Wochen im kommenden FAQ einige Fragen beantworten.

  3. Ich steh max auf deine Fotos, ich finde die Idee und das Machen top!
    Kannst du deine aktuelle GPS-Position verlinken?
    Ich würd sehr gerne sehen wo du genau JETZT bist.

    Hoffe du hast noch viele weitere beneidenswerte Aussichten und Erlebnisse.
    Gute Reise und Beste Grüße aus dem Norden!

  4. Hej Dennis,

    lieben Dank für das Lob! Technisch wäre die aktuelle Position heute natürlich sehr leicht! Zum Beispiel mit dem Tracker von Spot, aber das geht mir ein wenig zu weit und daher gibt es den Versatz. Aktuell bin ich aber auf den Weg an den Chiemsee, bevor es am Sonntag nach Garmisch geht.

    Demnächst wird es aber eine Art Vorschau für auf die nächsten Etappen geben.

    Liebe Grüße nach Hamburg
    Jens

  5. hallo jens, als ferner insulaer auf zypern verfolge ich dein blog mit anerkennender spannung. die frage, die ich als auch-blogger und fotografierer ob deiner berauschenden bilder habe: mit welcher kamera sind die gemacht? grüße von „unten“, zypzyp

  6. Im Bereich „Fragen & Antworten“ habe ich jetzt einige Hintergrundinformationen über die Entstehung meiner Bilder veröffentlicht.