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Ein leichter Rucksack voller schwerer Steine

Eine vermeintlich leichte Etappe entlang der Wiesent entpuppt sich als die erste wirkliche körperliche Anstrengung.

Nachdem mir gestern das letzte Wegstück entlang der malerischen Wiesent so gefallen hat, entscheide ich mich zum ersten Mal auf dieser Tour für den vermeintlich einfacheren Weg. Wir folgen dem natürlich wirkenden Flusslauf der Wiesent in Richtung Doos. Saftig grüne Wiesen, schroffe graue Felslandschaften bilden eine wildromantische Kulisse für die ersten Stunden.

Von Zeit zu Zeit passieren uns dabei einige Kanuwanderer, was Aiko auf den Keks geht und er jedes Mal das Tempo erhöht. An den zum größten Teil stillgelegten Mühlen trifft man sich dann oft ein zweites Mal. Bei einem Pärchen kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn ihr Kanu ist reichlich mit Wasser gefüllt. Es erinnert mich an eine Tour im letzen Jahr mit einem Seekajak in den Westfjords von Island. Einen halben Tag lang suchte ich die richtige Sitzposition und Technik, um nicht den Fjord im Kajak zu haben, sondern das Kajak im Fjord. Während vor meinem inneren Auge einige Bilder aus Island ablaufen, gibt es auf einmal einen lauten Platsch. Der kleine Wolf hat die aufgestaute braune Suppe im Seitenarm der Wiesent als trittsicher eingestuft und landet auf einmal samt Rucksack eine Etage tiefer. Ich pack ihn am Griff des Rucksackes und als Dank schüttelt er sich vor mir, damit wir im Partnerlook braune Flecken haben.

Kurz nach Doos geht es steil bergauf und ich kann keinen wirklichen Weg mehr erkennen. Wie sonst auch lasse ich Aiko den Vortritt, weil er uns in der Regel sicher navigieren kann. In diesem Fall stehen wir aber am Ende an einem Abhang. Ohne Frage mit schöner Aussicht, aber sein fragender Blick deutet das Ende der Führungsarbeit an. Wir finden wieder nach unten und folgen bei leichtem Nieselregen dem Weg bis zur Stempfermühle. Erneut zeigt der Wegweiser nach oben und bei einsetzender Sonne bringt mich der Felsenstieg zum ersten Mal an meine körperlichen Grenzen. Als mich auf dem Plateau ein Mann fragt, ob ich in meinem schwer erscheinenden Rucksack Steine transportiere, ist auch fast meine Humorgrenze erreicht. Ich bin zu schwach für einen starken Konter und lasse der Jack Wolfskin-Jacke den triumphalen Moment des Witzes vor seiner Truppe.

Doch mein Triumph soll heute noch kommen, schließlich ist unser Etappenziel ein Hotel in Gößweinstein, dass beim Wettbewerb »Bayerische Küche 2010« mit Silber ausgezeichnet wurde. Bekanntlich ist Silber nicht Gold und so geht das fade Stück Fleisch in einem Meer von dünner geschmackloser Soße unter.

  1. Nach dem Wegverlust auch noch ein kulinarischer Reinfall! Wie gemein! Ich hoffe, es ist dann wieder besser weitergegangen.

  2. Hej Katrin,

    man braucht die schlechten Tage, um die guten Tage mehr zu schätzen. Lässt sich im Nachhinein mit tollen Tagen leichter sagen. ;-)

    Liebe Grüße nach Hamburg!

  3. …standest du bei Bild Nr. 5, dem Ausblick vom höchsten Punkt des Tages, oben an Burg Gössweinstein? Du zeigst mir ganz neue Blickwinkel auf meine Heimat, wirklich toll! :)

  4. Hej Ben, Bild 5 ist westlich von der Burg Gössweinstein entstanden. Ein herrlicher Ausblick nach einem anstrengenden, aber wirklich schönen Weg von der Stempfermühle.

  5. Hallo Jens,

    ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen: Richtig interessante Aktion, die ich mit Sicherheit weiter verfolgen werde. Was mich aber stört, ist, dass man als „Späteinsteiger“ (aus Lesersicht) nicht auf ein Archiv zugreifen kann. Komme ich irgendwie an die (etwas) älteren Artikel oder ist das nicht gewollt?

    LG,
    Lars

  6. Hej Jensen,

    bleib Tapfer da unten! Und schreib bitte weiter so geile Texte. Hab gut gelacht….aber macht auch Lust auf „nachwandern“.

    Rocken,
    Jo.

  7. Hej Jo,

    klar bleiben wir tapfer und sorgen hoffentlich weiter für schöne Texte und Bilder!

    Besten Dank und liebe Grüße an die Familie
    Jens